R. Vonderlage stellt klar, dass der Begriff „Enthüllung“ ein relativer Ausdruck ist. Dieser Umstand hat mit dem biblischen Offenbarungsfortschritt zu tun, denn das Wesen des Herrn wurde schon im AT teilweise enthüllt.
Bereits hier liegen Informationen, also „Enthüllungen“, über die Person Jesu vor.
Das NT enthält noch viel mehr Licht, weil bei ihm bereits weitere Hüllen weggenommen wurden.
Das Johannesevangelium ist die von allen Evangelien größte Enthüllung.
Wie W. Gage erklärt, stellt es gewissermaßen die „zweite Wesenshälfte“ der Offenbarung dar, denn es ergänzt das Buch Offenbarung ebenso, wie eine Frau ihren Mann vervollständigt.
Wie Kol. 1,26, Röm. 16,25+26, 2.Tim. 1,9+10 und 1.Kor. 1,7+8 zeigen, besitzen wir aber im gesamten NT eine größere Enthüllung des Wesenhaften als im AT, denn uns wurde darin das Geheimnis Gottes und seiner Gnade offenbart.
Nun können wir uns auf die endzeitliche Vervollständigung dieses Geheimnisses ausrichten, das beim Erschallen der 7. Posaune auch für andere Menschen offenbar werden wird.
Bei ihm handelt es sich um unser Leben in engster Verbindung mit Christus :Kol. 3,3+4:. (EÜ)
Kol. 3,3
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.
Kol. 3,4
Wenn der Christus, euer Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.
Der Abschluss der heiligen Schrift, das gemeinhin als „Offenbarung“ bezeichnete Buch, ist jedoch eine ganz spezielle Enthüllung, die sich vom sonstigen Wort Gottes (auch vom restlichen NT) u. a. insofern grundlegend unterscheidet, da es den Kern dieses „Restes“ darstellt.
Die Offenbarung ist also quasi die nach außen gestülpte Innenseite der heiligen Schrift und darf deshalb nicht so gelesen, wie das übrige Wort Gottes. Die Enthüllung ist das Enthüllte des außerhalb von ihr Verhüllten.
Obwohl das Buch der Enthüllung („Offenbarung“) den Abschluss eines fortschreitenden relativen Enthüllungsprozesses der gesamten Bibel bildet, ist es keine relative Enthüllung, sondern es stellt den absoluten Wesensinhalt des Wortes Gottes dar.
Die „Offenbarung“ ist die Enthüllung des das Wort in Person seienden Jesus Christus. Die Offenbarung ist das Innerste des Sohnes Gottes.
Im Buch Offenbarung haben wir eine enthüllte Form der Namen und dadurch eine innere Ansicht der Dinge und Wesen.
Es kann zu Verwirrung führen, wenn man meint, es werde hier das Äußere dargestellt, denn in Wirklichkeit beschreibt die Offenbarung etwas Inneres.
Gleichwohl existiert dieses Innere in der realen Welt. Das Buch handelt von konkreten Dingen und darf nicht rein symbolisch verstanden werden.
Laut R. Vonderlage müssen wir prüfen, was das Äußerliche bzw. Äußere des in der Offenbarung Geschilderten ist.
Ein solches „Unenthülltes“ liegt vor, wenn es nicht um eine Vision im Geist geht, wie z. B. beim Sternfall in Offb. 6,13 der Fall.
Hingegen sind z. B. die Bündel, von den Josef in 1.Mose 37,5-8 träumte, keine „äußeren“ Garben. Sie stellen die Volksstämme Israels dar, bilden also den Wesenskern der Stämme Jakobs ab.
Dass das Buch Offenbarung etwas Inneres eines äußeren Geschehens darstellt, zeigt Vonderlage darin, dass in Offb. 3,20 der Herr an unserer Tür anklopft; im nicht enthüllten Matthäusevangelium sind wir es jedoch, die bei Gott anklopfen :Mt. 7,7:. (EÜ)
Offb. 3,20
Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.
Mt. 7,7
Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!
Trotz unseres äußeren Tuns ist es in Wirklichkeit, d. h. in erster Linie Jesus, der handelt. Er gibt uns das Anklopfen. Wenn wir anklopfen, dann hat der Herr bereits bei uns angeklopft. Ergänzend zu R. Vonderlages Erklärung könnte man sagen, dass unser Anklopfen bei Jesus und sein Anklopfen bei uns identisch sind.
Das Buch der Enthüllung („Offenbarung“) beschreibt also den inneren Kern eines äußeren Geschehens.
Ähnliches gilt für das innere, geistig-geistliche Ohrenhaben (si), wie es in der Offenbarung genannt wird :Offb. 2,11: und das „äußere“ Ohrenhaben (pl), von dem die Evangelien sprechen.
Die Enthüllung („Offenbarung“) berichtet uns innere, geistliche Tatsachen, was nicht ausschließt, dass diese mit äußeren Begebenheiten einhergehen.
Vonderlages bahnbrechende Definition von „Offenbarung“ und „Enthüllung“ bereitet den inhaltlichen Hintergrund zur Identifizierung der großen Babylon im Buch Offenbarung.
In Offb. 17 sehen wir nämlich das Innere der gegenwärtigen Stadt Jerusalem beschrieben, d. h. wir erkennen Jerusalems hurerisches Wesen als die große Babylon.
Außerhalb der Offenbarung trägt Jerusalem aber den Namen „Jerusalem“, denn das Innerste dieser Stadt ist dort verhüllt.
Ebenfalls außerhalb der Offenbarung existiert im Wort Gottes, und natürlich auch in der Realität der Schöpfung, eine Stadt namens „Babylon“, die nach der Sintflut im Gebiet Schinar (im heutigen Irak) das politische und religiöse Zentrum der damals politisch vereinigten Welt war.
In ihr erbaute die vereinte Menschheit einen großen pyramidenartigen Turm („Zikkurat“: „Himmelshügel“; „Götterberg“), um sich im Himmel einen Namen zu machen :1.Mose 11,4:.
(In Sach. 5,11 wird beschrieben, wie eine „babylonische“ Frau nach Schinar“ geflogen wird, wo sie einen besonderen Ort erhält. Babylon stellt das endzeitliche Regierungszentrum des Tieres gemäß Offb. 16,10 dar.)
Die Ruinen der „äußeren“ Stadt Babylon kann man heute noch im Irak besichtigen. Dieses „Babylon“ darf aber keineswegs mit der großen Stadt Babylon der „Offenbarung“ (Enthüllung) gleichgesetzt werden, weil uns im letzten Buch der Bibel der enthüllte Wesenskern des jetzigen Jerusalem gezeigt wird.
Dieses Innere der Stadt Jerusalem trägt ebenfalls den Namen Babylon. Wie bereits erklärt, tut es das aber ausschließlich im Buch Offenbarung.
Es ist mit dem äußeren „Babylon“ im heutigen Irak oder mit dem „Babylon“ in der restlichen Bibel nicht identisch.
Wenn man also von „Babylon“ spricht, muss man streng unterscheiden, ob man das außerhalb der Offenbarung im Wort Gottes erwähnte Babylon meint, oder das Babylon-Jerusalem, also die der himmlischen Brautstadt entgegenstehende Hurenstadt, wie sie in der Offenbarung geschildert wird.
Der Leser möge sich nicht an der Wortkombination „Babylon-Jerusalem“ stören, denn dadurch wird der Name „Jerusalem“ in keiner Weise beschmutzt, denn „Jerusalem“ bedeutet zielseiender Friede.
Wenn im Folgenden von „Babylon-Jerusalem“ geschrieben steht, dann ist stets das die Babylon der Offenbarung seiende jetzige Jerusalem gemeint, d. h. das irdische Jerusalem der Endzeit.
Da Babel auf Hebräisch „In Vermengung; in Verwirrung; in Vernützung“ bedeutet, drückt die Wortkombination Babylon-Jerusalem genau das aus, was die irdische Stadt Jerusalem ist, nämlich ein falsches und fälschendes, d. h. in Verwirrung und Vernützung führendes „Friedensziel“.
Babylon-Jerusalem ist die Pseudostadt, die den falschen Frieden darstellt. Sie ist ein falsches Ziel. Sie ist die verführende gräuelhafte Hure, die sich äußerlich „fromm“ als die heilige Braut Gottes darstellt.
Der wahre Friede, das wahre Ziel, die wahre Braut des Lammes, ist aber das zukünftige auf die ganz neue Erde aus dem Himmel herabsteigende völlig neue Jerusalem, also die wahre Stadt Gottes.
Auf der nicht enthüllten Deutungsebene gibt es neben der nach Schinar geflogenen Hurengemeinschaft Babylon auch den Babylonbereich, zu dem diese Körperschaft des Feindes hingebracht werden wird :Sach. 5,5-11:.
Zudem existiert die gefallene christliche Kirche und im Speziellen die Stadt Rom als Babylon.
Gemäß 1.Petr. 5,13 war „Babylon“ im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Christen deshalb ein Codename für Rom, weil die Bevölkerung Israels unter der Herrschaft der Römer ähnlich unterdrückt wurde, wie unter der des Babylonischen Reichs.
Schließlich kam das Volk in das römische Exil, sodass die Parallele zur Herrschaft der Babylonier unverkennbar ist. Die Stadt Rom trägt den geheimen Namen „Babylon“, weil Letzteres biblisch als die schlimmste Regentschaft überhaupt beschrieben wird.
Außerdem kann auf der äußeren Deutungsebene das götzenhafte Weltreligionssystem als das nicht enthüllte Babylon aufgefasst werden.
Gleiches gilt für die Stadt Babylon im heutigen Irak, das babylonische Weltfinanzsystem und die gesamte gegenwärtige Babylon-Welt.
Außerdem sprechen laut F. Gräsel ("Die letzte Stunde") und S. Anderson ("Babylon USA") viele Gründe dafür, New York City als „Babylon“ zu betrachten.
Durch das Wort Gottes kann man alle diese „Babylons“ mehr oder weniger gut identifizieren.
Sie stellen jedoch lediglich „Außenansichten“ dar. Die große Babylon der Offenbarung ist hingegen das Innere der gegenwärtigen Stadt Jerusalem.
In der Außenansicht gibt es, neben der dort als „Jerusalem“ bezeichneten Stadt, auch die bereits genannten diversen „Babylons“.
Was die Identifizierung Babylons angeht, herrscht unter Gläubigen leider viel „Babel-Babel-Babel-Gebabbel“:
Des einen „Babylon“-Mutter, ist des anderen Huren-Tochter. Man kann und darf hier „sein Babylon“ bevorzugen, sollte aber bedenken, dass es nicht mit dem in Offb. 17 geschilderten Babylon-Jerusalem identisch ist, und deshalb auch keine Alternative für Jerusalem darstellt.
Ein nicht enthülltes, also „äußeres“ Babylon im Irak macht gleichwohl bei der Favorisierung am meisten Sinn.
R. Vonderlage führt gegen diese Auffassung jedoch an, dass Babylon, um überhaupt fallen und zu einer Wohnstätte der Dämonen werden zu können, wie dies in Offb. 18,2 bezeugt wird, zuvor einen ordentlichen Wandel gehabt haben muss, was beim gegenwärtigen „Babylon“ im heutigen Irak nicht allein aus zeitlichen Gründen unmöglich ist, jedoch auf die ursprünglich heilige irdische Stadt Jerusalem zutrifft.
Auch zeigt das Wort Gottes in Jes. 13,19ff klar, dass die äußerliche Stadt Babylon nicht wieder aufgebaut werden wird. Diese Aussage gilt auch für die Endzeit des gegenwärtigen Äons.
Wer das Wesen des gemeinhin als „Offenbarung“ bezeichneten Buchs Enthüllung nicht begreift, versteht nicht, wer die in ihm als „Babylon“ bezeichnete Enthüllte in ihrer nicht enthüllten Form ist.
Er kennt das Innere des jetzigen irdischen Jerusalem nicht.
Es sollte eigentlich nicht schwer zu begreifen sein, dass das Buch Offenbarung innere Tatsachen beschreibt, deren Äußeres im übrige Wort Gottes in nicht enthüllter Form vorliegt. Gleichwohl existieren die in ihrem Wesenskern dargestellten „Dinge“, das sei nochmals betont, auch in der Welt.
Wer die beiden möglichen Sichtweisen, die innere und äußere Darstellung der Dinge, mischt, wird zwangsläufig zu Widersprüchen gelangen.
Schon allein das mögliche Vorhandensein dieser Gegensätze zeigt aber, dass es für die Beantwortung der Frage nach der Identität der in der Offenbarung beschriebenen Hurenstadt Babylon keine Alternative für das gegenwärtige Jerusalem gibt und somit auch nicht mehrere diesbezügliche Möglichkeiten gemäß einer siebenfachen Deutung des Wortes Gottes existieren :Ps. 12,7; Ps. 119,140:.
>>> Einleitung
>>> 17a Das Wesen der Offenbarung
>>> 17b Die Bezeichnung der Stadt Babylon als eine Hure
>>> 17d Die rote Farbe des Tieres, auf dem Babylon sitzt
>>> 17e Die 7 Berge, auf denen Babylon sitzt
>>> 17f Die 7 Häupter des Tieres als Regentschaften und Regenten
>>> 17g Woher der Antichristus nicht kommt und wer er nicht ist
>>> 17h Die Identifizierung des Tieres als der jüdische Messias
>>> 17j Die Zeit vor und nach dem Millennium
>>> 17k Die Kaufleute Babylons und ihre Waren
>>> 17l Der auf die Stirn der Hure geschriebene geheime Name
>>> 17n Babylon-Jerusalem ist die große Stadt
>>> 17o Die Regentschaft Babylons
>>> 17p Babylons Leugnung ihrer Witwenschaft
>>> 17q Das aus Babylon herausgehende Volk Gottes
>>> 17r Das Babylon treffende Feuergericht
>>> 17s Die irdische Stadt Jerusalem und ihr Gegenbild, das neue Jerusalem