Start > Themen > 17. Die große Babylon und ihr Bräutigam > 17s Die irdische Stadt Jerusalem und ihr Gegenbild, das neue Jerusalem (Teil 2)
In Jes. 54,4-7 geht es um die zukünftige Stadt Jerusalem. Der Prophet blickt hier auch auf das alte Jerusalem zurück. Die neue Stadt wird in der Gegenwartsform beschrieben. Beide Körperschaften werden erwähnt, jedoch merkwürdigerweise als eine einzige Stadt und Braut vorgestellt. (EÜ)
Jes. 54,4
Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden, und schäme dich nicht, denn du wirst nicht beschämt dastehen! Sondern du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und nicht mehr an die Schmach deiner Witwenschaft denken.
Jes. 54,5
Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer, HERR der Heerscharen ist sein Name, und dein Erlöser ist der Heilige Israels: Gott der ganzen Erde wird er genannt.
Jes. 54,6
Denn wie eine entlassene und tiefgekränkte Frau hat dich der HERR gerufen und wie die Frau der Jugend, wenn sie verstoßen ist – spricht dein Gott.
Jes. 54,7
Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln.
Folgendes wird hier ausgesagt:
a) Vers 4 handelt von der Schmach der Jugend der irdischen Stadt im alten Bund Gottes mit Israel :Jes. 54,4:.
b) Die Witwenschaft Jerusalems weist auf die Kreuzigung Jesu hin :Jes. 54,4; Röm. 7,3:. Bereits in Klgl. 1,1 wird die Stadt als eine Witwe bezeichnet. (Siehe hierzu das Kapitel „17p Babylons Leugnung ihrer Witwenschaft“.)
c) In den Versen 5 und 6 erschallt ein neuer Ruf Gottes. Die Stadt wird neu angenommen :Jes. 54,5+6:.
Laut Jes. 54,7 sammelt Gott Jerusalem, was auf der Grundlage des auf Golgatha geschlossenen neuen Bundes geschieht.
Weil Gottes Heilsgeschichte allein mit der himmlischen Braut fortgesetzt werden wird, die irdische Stadt und ihre Kinder jedoch unter der Knechtschaft des Gesetzes verbleiben, stellt sich die Frage, wieso das irdische und das neue Jerusalem in Jes. 54 als ein und dieselbe Braut beschrieben werden.
Mit anderen Worten:
Da Gott das alte, hurerische Jerusalem im Feuergericht beseitigt und das neue Jerusalem vom Himmel auf eine völlig neue Erde herab steigt :Offb. 21,2:, also ein klarer Bruch im Geschehensablauf vorliegt, muss geklärt werden, wieso in Jes. 54,4-7 dennoch eine Kontinuität der Brautstadt vorliegt. (Ein ähnliches Problem besteht beim Übergang von Sach. 14,5-7 zu Sach. 14,8ff..)
Das in Offb. 16,19 beschriebene abschließende Gericht an der Babylon-Stadt erfolgt im zeitlichen Kontext des Untergangs der Babylon-Welt am Ende unserer Zeit, sodass das jetzige Jerusalem als eine Örtlichkeit keinen bleibenden Bestand haben kann.
Es ist ausgeschlossen, dass diese Stadt in der neuen Welt neben der neuen Brautstadt Jerusalem fortbestehen wird.
Um die hier aufgeworfene Frage nach der dennoch vorhandenen Kontinuität Jerusalems beantworten zu können, muss man verstehen, dass Gott das Neue erschafft, indem er es zuerst in das Alte hineingibt, es also gewissermaßen zu einem Teil davon macht.
Bevor der Herr das Alte schließlich beseitigt, ruft er das Neue aus diesem Bereich heraus, sodass es, obwohl es sich vom Alten trennt, dennoch dessen Fortsetzung darstellt.
Gleichwohl bleibt es der von Gott zuvor erwählte Teil, der von Anfang an dazu bestimmt war, das Neue zu werden.
Dies hört sich jetzt sehr theoretisch an, aber in 2.Kor. 5,17 finden wir ein konkretes Beispiel für ein solches Handeln: Durch Gottes Gnade sind wir bereits jetzt eine neue Schöpfung.
Solange wir jedoch noch das „alte“ Fleisch an uns tragen, es also noch nicht abgelegt haben bzw. es nicht verwandelt wurde :1.Kor. 15,51+52:, kann man unser längst vorhandenes neues Christus-Wesen nur erahnen :Röm. 8,19:.
Weil es noch im Alten „drinsteckt“, ist es für andere und uns selbst nicht im Vollmaß erfahrbar. Das neue wird noch nicht oder nur in einem geringen Maße gesehen.
Auf Jerusalem bezogen bedeutet diese Vorgehensweise Gottes, dass die aus dem alten Jerusalem stammenden 144 000 (die Frau des Lammes flieht gemäß Offb. 12,14f. aus dieser Stadt) den wesenhaften Kern der neuen Stadt bilden.
Hierin erklärt sich die Kontinuität der Erwählung Jerusalems als eine einzige Braut in Jes. 54, denn Gottes Gnadengaben und Berufungen gereuen ihn nicht :Röm. 11,29:.
In den 144 000, einer erwählten Teilmenge Jerusalems, bleibt seine Braut weiterhin seine Braut.
Gleichwohl wird die irdische Hure nicht als Ganzes in die neue Himmelsstadt verwandelt werden, sondern Gott ersetzt sie durch seine Braut.
Diese Beseitigung der Hurenstadt Babylon-Jerusalem wird in Offb. 2,20+22+23 darin dargestellt, dass die sich selbst „Prophetie“ nennende Isebel Thyatiras in das Gericht Gottes kommt.
Hier geschieht keine Verwandlung der Hure in die Braut, sondern die gänzliche Entfernung der Sünderin und ihrer Kinder.
Diese Ersetzung der pseudo-prophetischen Hure durch die geheiligte Braut Gottes hat rechtlich bereits stattgefunden, denn gemäß Gal. 4,24-26 existieren die beiden Städte und ihre Kinder als zwei einander völlig ausschließende Bündnisse.
Das neue Jerusalem ist bereits jetzt im Himmel vorhanden :Hebr. 12,22:, nur sind nicht alle Leibesglieder dieser Stadt oben, sondern sie befinden sich zum Teil noch auf der Erde. Die beiden Jerusalems können nicht ein und derselbe Ort sein.
Das oft missverstandene Eingreifen Gottes in Harmagedon / Joschafat wird als ein Gegenargument angeführt, Gott werde seine dann gerettete Stadt nicht dem Götzendienst überlassen, der in Jes. 2,6-22 für das endzeitliche Israel angekündigt wird.
Der Irrtum liegt meines Erachtens darin, dass die falsche Stadt als die Braut des Lammes angesehen wird: Nicht das untere, sondern das vom Himmel herabsteigende obere Jerusalem ist die erwählte Stadt Gottes.
Wie 2.Petr. 3,10-13 zeigt, wird die irdische Stadt letztlich in einem globalen Weltenbrand beseitigt werden.
Wer darauf beharrt, dass das jetzige Jerusalem als eine Örtlichkeit „ewig“ fortbesteht, verkennt die klaren prophetischen Aussagen der Bibel und stellt sich gegen den guten Willen Gottes.
Der Fortbestand der Erwählung des gegenwärtigen Jerusalems betrifft nur einen kleinen Teil der Stadt, der von dort herauskommt, um der bräutlichen Himmelsstadt anzugehören.
Um die Gegensätzlichkeit der jetzigen Jerusalem und der zukünftigen Brautstadt besser verstehen zu können, ist es wichtig, Gal. 4,21-31 genau zu betrachten.
Hierbei sollte klar werden, dass das neue, heilige Jerusalem nicht nur eine ganz andere Stadt als Babylon-Jerusalem ist, sondern das komplette Gegenteil der irdischen Hure darstellt. (EÜ + Schlachter 2000)
Gal. 4,21
Sagt mir, die ihr unter ⟨dem⟩ Gesetz sein wollt, hört ihr das Gesetz nicht?
Gal. 4,22
Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien;
Gal. 4,23
aber der von der Magd war nach dem Fleisch geboren, der von der Freien jedoch durch die Verheißung.
Gal. 4,24 (SLT)
Das hat einen bildlichen Sinn: Dies sind nämlich die zwei Bündnisse; das eine vom Berg Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar.
Gal. 4,25
denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien, entspricht aber dem jetzigen Jerusalem, denn es ist mit seinen Kindern in Sklaverei.
„Hagar“ und „Sinai“ sind Anspielungen darauf, dass das jetzige Jerusalem „Ägypten“ ist. (Aus Offb. 11,8 geht hervor, dass Babylon-Jerusalem, nicht nur in Ägypten, sondern auch in „Sodom“ dargestellt wird.)
R. Vonderlage merkt an: „Das Wort Anspielung ist hier etwas zu schwach, immerhin ist Hagar der Berg Sinai, welcher eng verknüpft („zusammenelementet“) mit der nunmehrigen Jerusalem ist.“ (EÜ + Schlachter 2000)
Gal. 4,26
Das Jerusalem droben aber ist frei, ⟨und⟩ das ist unsere Mutter.
Gal. 4,27
Denn es steht geschrieben: »Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich ⟨in Jubel⟩ aus und rufe laut, die du keine Geburtswehen erleidest! Denn viele sind die Kinder der Einsamen, mehr als ⟨die⟩ derjenigen, die den Mann hat.«
Gal. 4,28 (SLT)
Wir aber, Brüder, sind nach der Weise des Isaak Kinder der Verheißung.
Gal. 4,29
Aber so wie damals der nach dem Fleisch Geborene den nach dem Geist ⟨Geborenen⟩ verfolgte, so ⟨ist es⟩ auch jetzt.
Die Kinder der versklavten und andere Menschen versklavenden irdischen Hagar-Jerusalem verfolgen die Kinder der in Sarah dargestellten Himmelsstadt.
Mit anderen Worten: Der aus dem Sinai-Gesetz stammende irdische „Ismael“ bedrängt den himmlischen „Isaak“, weil Letzterer die Gnadenverheißung Gottes besitzt.
Hagar-Babylon-Jerusalem ist die Gegnerin der himmlischen Sarah-Brautstadt.
Mehr noch: Sie ist eine Anstattlegende, d. h. sie tauscht das Wahre und Wesenhafte durch ein „Anstatt“ der Fälschung aus.
(Siehe hierzu das dementsprechende Tun ihres Bräutigams in 2.Thes. 2,4.)
Als eine sich als Stadt Gottes darstellende Anti-Braut widersetzt sich die Hure der tatsächlichen Braut Gottes. Sie ist deren Widersacherin.
In ihren Kindern, also in den Leibesgliedern der beiden Körperschaften, führen Hagar-Jerusalem und Sarah-Jerusalem den Konflikt fort:
Babylon-Ägyptens Ismael-Söhne töten die in Isaak dargestellten Heiligen und Propheten Jesu.
Die Feindschaft zwischen dem jetzigen irdischen Babylon-Jerusalem und der zukünftigen himmlischen Brautstadt besteht sogar noch nach Ende des Millenniums weiter, denn die reinkarnierten Angehörigen der Hure werden sich laut Offb. 20,9 gegen die geliebte Braut Gottes aufmachen.
Gesetzliche „Babylon-Juden“, werden gegen das neue Jerusalem vorgehen :Sach. 14,14:.(Siehe hierzu den Kontext von Sach. 14,14. In diesem Vers geht es nicht um das gegenwärtige irdische Jerusalem.)
Gal. 4,30
Aber was sagt die Schrift? »Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus! Denn der Sohn der Magd soll nicht mit dem Sohn der Freien erben.«
Gal. 4,31
Daher, Brüder, sind wir nicht Kinder einer Magd, sondern der Freien.
Als Erwählte Gottes sind die Gläubigen Kinder der neuen Himmelsstadt. Sie richten sich nicht auf das gegenwärtige irdische Jerusalem aus.
Die beiden Frauen symbolisieren zwei verschiedene Bündnisse. Hagar ist eine Allegorie des alten Bundes, der am Berg Sinai geschlossen wurde. Er wird durch das irdische Jerusalem verkörpert.
Gemäß Gal. 4,24+25 befindet sich das jetzige Jerusalem mit seinen Kindern in Sklaverei, was Jesus in Joh. 8,31-36 bestätigt. (EÜ + Schlachter 2000)
Joh. 8,31
Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger;
Joh. 8,32
und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Joh. 8,33
Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden?
Joh. 8,34
Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.
Joh. 8,35 (SLT)
Der Knecht aber bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig.
Joh. 8,36
Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.
Zwar bescheinigte Jesus den Juden in Joh. 8,37, dass sie Abrahams Same, also dessen Nachkommenschaft waren, wie Joh. 8,39+40 zeigt, der Herr bestätigte ihnen aber nicht, dass Abraham ihr Vater war.
Dies scheint sich zu widersprechen, denn der Begriff „Vater“ wird biblisch auch ganz allgemein i.S.v. „Vorfahre“ gebraucht.
Aus Joh. 8,31+44 geht jedoch hervor, dass die „christusgläubigen“ Juden, aber falschen Nachfolger Jesu weder Kinder Abrahams :Joh. 8,39:, noch Kinder Gottes waren :Joh. 8,42:, sondern Söhne des Teufels, denn sie wurden vom Licht der Fälschung geblendet und liebten das wahre Wort Jesu nicht.
Offenbar muss biblisch sorgsam zwischen der Zugehörigkeit zu einer Nachkommenschaft und einer Kindschaft unterschieden werden. Nicht jeder Nachfahre Abrahams ist auch dessen „Sohn“.
Da es im Kontext von Joh. 8,35+36 um die Kindschaft Abraham gegenüber geht, müssen diese Verse auf Ismael und Isaak bezogen werden.
Obwohl Ismael ein Nachkomme („Same“) Abrahams war, durfte er nicht „ewig“ in dessen Haus bleiben, sondern musste es verlassen. Der „Sohn“ aber, gemeint ist Isaak, bleibt hingegen „ewig“ im Haus seines Vaters.
Dieses allegorische Beispiel aus dem AT zeigt anschaulich, was Jesus meinte, als er den Juden zwar zugestand, Same Abrahams zu sein, ihnen aber absprach, dessen „Söhne“, also Kinder Abrahams zu sein.
Hier spielte Jesus auf Isaak an, der einen äonischen Bund erhalten hatte und als einziger Sohn Abrahams gezählt wurde, denn nachdem der verheißene Same Isaak geboren worden war und Abraham seine Zweitfrau Hagar und ihren Sohn Ismael auf Geheiß von Sarah vertrieben hatte, galt Ismael fortan nicht mehr als ein Sohn Abrahams.
Letzteres geht aus 1.Mose 22,2 hervor, denn Isaak wird hier als Abrahams einziger Sohn bezeichnet.
Ismael ist demnach ein Same Abrahams, aber nicht dessen Sohn. Die in ihm dargestellten Juden sind keine Kinder des himmlischen Sarah-Jerusalem.
Sie gehören der irdischen großen Hure Babylon und deren Bräutigam (dem falschen und fälschenden Messias) an, denn sie verwerfen die Wahrheit des wahren Christus.
>>> Einleitung
>>> 17a Das Wesen der Offenbarung
>>> 17b Die Bezeichnung der Stadt Babylon als eine Hure
>>> 17d Die rote Farbe des Tieres, auf dem Babylon sitzt
>>> 17e Die 7 Berge, auf denen Babylon sitzt
>>> 17f Die 7 Häupter des Tieres als Regentschaften und Regenten
>>> 17g Woher der Antichristus nicht kommt und wer er nicht ist
>>> 17h Die Identifizierung des Tieres als der jüdische Messias
>>> 17j Die Zeit vor und nach dem Millennium
>>> 17k Die Kaufleute Babylons und ihre Waren
>>> 17l Der auf die Stirn der Hure geschriebene geheime Name
>>> 17n Babylon-Jerusalem ist die große Stadt
>>> 17o Die Regentschaft Babylons
>>> 17p Babylons Leugnung ihrer Witwenschaft
>>> 17q Das aus Babylon herausgehende Volk Gottes
>>> 17r Das Babylon treffende Feuergericht
>>> 17s Die irdische Stadt Jerusalem und ihr Gegenbild, das neue Jerusalem