08.04.2024 | Einleitung | Hiob und der Sinn des Daseins | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Eph. 3,8 (EÜ)
Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen
Eph. 3,9 (EÜ)
und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war;
Eph. 3,10 (EÜ)
damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben wird,
Eph. 3,11 (EÜ)
nach dem ewigen Vorsatz, den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis
Hiob 38,4 (EÜ)
Wo warst du, als ich die Erde gründete? Teile es mit, wenn du Einsicht kennst!
Hiob 38,21 (EÜ)
Du hast es ⟨ja⟩ erkannt, denn damals warst du ⟨schon⟩ geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß!
Gottes Frage wo sein Diener war, als er die Erde gründete, macht nur Sinn, wenn Hiob damals existierte :Hiob 38,4:, es sei denn, sie wurde rhetorisch gestellt, um zu verdeutlichen, dass Jahwe Hiob damals noch nicht gemacht hatte und dieser deshalb über das souveräne Handeln Gottes nicht urteilen durfte.
Letzteres würde zu Paulus‘ „Antwort“ in Röm. 9,20-23 auf die Frage nach der Gerechtigkeit Jahwes und dessen Autorität passen, Menschen zu richten, obwohl sie von ihm unfrei geschaffen wurden :Röm. 9,18+19: und er sie deshalb für ihre Taten nicht zur Verantwortung ziehen sollte.
Aber die Zahl der Tage Hiobs war sehr groß. Seine Existenz reichte lang zurück, denn wie Hiob 38,21 zeigt, wurde er bereits geboren, als Gott die Erde gründete.
Es ist grammatikalisch falsch, wie hier z. B. in der DaBhaR Übersetzung (DÜ) der Fall, im Konjunktiv zu übersetzen. Auch ist nicht anzunehmen, dass Gott in diesem Vers ironisch oder sarkastisch spricht.
So abwegig es auch klingen mag, Hiob existierte bevor die an die Gründung der Erde anschließenden 6 Schöpfungstage begannen :1.Mose 1,3-31:, denn zu Beginn der gegenwärtigen Weltzeit (Äon) war die Erde (das Erdland, als der dem Himmel gegenüberliegende Teil der Schöpfung, mit dem nicht die Meere gemeint sind) zwar bereits irgendwie in einen Zustand des äußeren Chaos (hebr. „tohu“) und innerer Durchstörung (hebr. „bohu“) versetzt :Jes. 45,18:, also mit dem Wasser des späteren Himmels und der noch zu erschaffenden Meere völlig vermischt worden und sie barg ein Konglomerat von Licht und Finsternis in sich :1.Mose 1,2:, aber sie existierte bereits, musste also von Gott gegründet worden sein :Hiob 38,4:. Folglich wurde Hiob noch früher „geboren“ :Hiob 38,21, was zunächst ein Rätsel darstellt.
Wie soll nämlich eine solche Genese, dieses „Werden“ Hiobs (in Hiob 38,4 geht es genau genommen nicht um ein Sein, sondern um einen Prozess), überhaupt möglich gewesen sein?
Damals gab es doch noch keine Geschöpfe! Oder doch? Der Sinn von Hiob 38,4+21 bleibt vorerst ein Geheimnis.
Entscheidend ist der Umstand, dass Hiob geboren wurde, bevor die Erde gegründet worden war und er deshalb, wie auch immer, existierte, noch ehe Gott die gegenwärtige Welt schuf. Vorsichtig ausgedrückt, muss es zu dieser Zeit zumindest zwei weitere Wesen gegeben haben, die Hiob zeugten bzw. gebaren.
Welche „Welt“ soll das jedoch gewesen sein, wenn unsere Schöpfung damals noch gar nicht existierte, der Gott-Vater also den jetzigen Äon (Gesamtzeit des Daseins der gegenwärtigen Welt) durch Jesus noch nicht gemacht hatte :Hebr. 1,2; Joh. 1,3; Kol. 1,16? Das ist eine gute Frage.
Ihre Beantwortung umfasst die Suche nach der Identität Hiobs und, ganz allgemein gesagt, die Themen der biblisch begründbaren Annahme der Schöpfung aus Gott heraus, der Lehre über die Weltzeiten (Äonen) und die Vorstellung einer Präexistenz, Prädestination, Willensfreiheit bzw. deren Einschränkung und Reinkarnation der Menschen.
All diese Dinge können im Rahmen des vorliegenden Artikels thematisch nur angeschnitten werden.
Zuerst muss der scheinbare Widerspruch der hier in den Raum gestellten These dazu geklärt werden, dass Hiob ganz offensichtlich als ein Mensch in der gegenwärtigen Welt geboren wurde, also der jetzigen Schöpfung angehörte, d. h. seine Existenz als Mensch in unserer Welt einen Anfang nahm, denn als er starb, war er nicht etwa „äonisch“, sondern „nur“ irgendetwas plus 140 Jahre alt geworden :Hiob 42,16: und er kann schon allein deshalb nicht geboren worden sein, bevor Gott die Erde gründete.
(Laut F. H. Baaders CHRONOB (Chronologie der Bibel; Seite 199) ereilten ihn die sprichwörtlich gewordenen Hiobsbotschaften ca. 1750 v. Chr. (ca. 2223 ab Adam :Hiob 1,13-19:.)
Die Antwort darauf ist schlicht und einfach, dass Hiob noch eine andere, frühere Geburt (Inkarnation) gehabt haben muss, nämlich in einer Welt vor unserer Welt, die beseitigt und dadurch zu einem Tohuwabohu gemacht wurde :1.Mose 1,2:, denn wie Jes. 45,18 zeigt, schuf Gott die Erde ursprünglich nicht als ein Chaos (hebr. „tohu“). Hiobs Anfang in der jetzigen Schöpfung war nur ein relativer Beginn.
Dennoch, wie passt das alles zusammen? Und welchen Mehrwert sollen diese spekulativen Überlegungen für uns heute haben? Was hat das alles mit uns und unserem Leben zu tun? Und: lösen diese Annahmen irgendwelche biblische Probleme?
Davon abgesehen, dass Gottes Fragen in Hiob 38 im Hebräischen grammatikalisch gar nicht immer Fragen sind, sondern mitunter Feststellungen und in diesem Kapitel auch einige Zeitformen falsch übersetzt wurden, was man bei der Auslegung des Textes beachten sollte, sind sie nicht nur Gegenfragen auf Hiobs theologische Neugier, sondern auch Antworten auf seine große Not, die Theodizee zu begreifen.
Der große Gegenstand des Buchs Hiob ist nämlich diese Gerechtigkeit Gottes trotz des vielen allgemeinen (und natürlich auch persönlichen) unverschuldeten Leids und der im Leben erfahrenen Ungerechtigkeit.
Und damit wird dieses Thema brandaktuell! Nicht nur Hiob damals, sondern auch heute plagt viele Menschen die Frage nach dem Sinn des Leids und der Verantwortung Gottes, Unglück, auch über gläubige oder ethisch vorbildhafte Menschen, zuzulassen oder es sogar zu bewirken :Hiob 5,18; 5.Mose 32,39; Am. 3,6; Jes. 45,7:, ohne dadurch selbst ungerecht zu werden.
Man beachte, dass laut Hiob. 42,11, nicht der Teufel, sondern in erster Linie Jahwe das Böse über Hiob brachte!
Aber wie kann ein guter Gott böse handeln oder böse Taten an Satan delegieren?
Und wenn er das nicht tut, warum hält er den Bösen nicht zumindest davon ab? Wird er dadurch nicht mitschuldig am verursachten Leid? Ist er deshalb nicht „mit-böse“?
Für viele Menschen ist das Problem der Theodizee der größte Stolperstein dafür, an Gott zu glauben. Deshalb müssen wir ihnen eine ganz „un-teuflische“, also bleibend befriedigende, d. h. klare Antwort darauf geben.
Da Am. 3,7+8 stimmt und Gott nichts tut, ohne es seinen Dienern und Propheten zu offenbaren und weil Hiob gewiss vorbildlich gläubig gewesen war, darf angenommen werden, dass Gottes Gegenfragen und Erklärungen in Hiob 38 Antworten an seinen Erwählten waren, denn wer in der richtigen Herzensgesinnung der Grundannahme einer unbedingten Gerechtigkeit des Schöpfers in Demut bei diesem „anklopft“, um für sich selbst Klarheit über Leid und Schicksal zu bekommen, den wird Gott nicht damit abspeisen, in einer falschen Position für solche Anliegen zu sein, wie es Paulus in Röm. 9,20-23 tut :Mt. 7,7:. (Elberfelder Übersetzung)
Am. 3,7 (EÜ)
Denn der Herr, HERR, tut nichts, es sei denn, dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, enthüllt hat. –
Am. 3,8 (EÜ)
Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtet sich ⟨da⟩ nicht? Der Herr, HERR, hat geredet, wer weissagt ⟨da⟩ nicht?
In diesem Sinne wird im vorliegenden Artikel ganz natürlich „geweissagt“, d. h. im heiligen Geist das zwingend notwendig erklärt, was Gott in seinem wundervollen Wort wie ein Löwe als Wahrheit brüllt.
Aller Verachtung und Geringschätzung meiner bedürftigen Person zum Trotz, wird hier nicht weniger als die Antwort auf die Theodizee-Frage und dem mit ihr verbundenen Sinn des Lebens gegeben werden :Pred. 9,16:.
Diese Einsicht liegt u. a. im Geheimnis des Ortes des Verstehens und der Weisheit verborgen, in welchem Hiob gewesen war, als Gott die Erde gegründet hatte :Hiob 38,4:.
Wer jedoch die biblische Wahrheit einer persönlichen Präexistenz ablehnt, dem wird diese Erkenntnis verwehrt bleiben müssen, denn nur Freunde der wesenhaften Weisheit, wahre „Philosophen“ Gottes, erhalten sie :Ps. 111,10; Spr. 2,1-6:. (Elberfelder Übersetzung)
Ps. 111,10 (EÜ)
Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang: eine gute Einsicht für alle, die sie ausüben. Sein Ruhm besteht ewig.
Spr. 2,1 (EÜ)
Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst,
Spr. 2,2 (EÜ)
indem du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz dem Verständnis zuwendest,
Spr. 2,3 (EÜ)
ja, wenn du den Verstand anrufst, zum Verständnis erhebst deine Stimme,
Spr. 2,4 (EÜ)
wenn du es suchst wie Silber und wie Schätzen ihm nachspürst,
Spr. 2,5 (EÜ)
dann wirst du verstehen die Furcht des HERRN und die Erkenntnis Gottes gewinnen.
Spr. 2,6 (EÜ)
Denn der HERR gibt Weisheit. Aus seinem Mund ⟨kommen⟩ Erkenntnis und Verständnis.
Dennoch sollte beachtet werden, dass im Buch Hiob keine allgemein gültige Antwort auf die Theodizee-Frage gegeben wird, sondern hier Hiobs persönliches Schicksal im Zentrum des Interesses steht.
Nicht alles, was auf ihn und den Umgang Gottes mit ihm zutrifft, kann auf alle Menschen übertragen werden.
Gleichwohl birgt das auf Hiob fallende Licht Gottes nicht weniger als die Lösung und Erlösung für die gesamte Schöpfung. Und was sollte mehr wert sein, biblisch geprüft und im Glauben festgehalten zu werden, als dies?