Aus dem Gesamtkontext der bereits erbrachten Erklärung und weiteren Hinweisen stellt sich die Frage, ob Hiob mehr als nur ein Bild oder ein gewöhnliches Leibesglied des leidenden Christus war.
Könnte er eine frühere Inkarnation des Paulus, also des bereits als Adam gottesebenbildlich erschaffenen und fleischgewordenen Personalengels Jesu gewesen sein :1.Mose 1,27; Offb. 1,1; Offb. 22,6+16:?
(Siehe zur himmlischen Identität des Paulus den Abschnitt „Präexistenz und Reinkarnation“ im vorliegenden Artikel und das Kapitel „Der die Gnade Gottes lehrende Personalengel Jesu“ im Artikel „Warum, wie und wozu Saulus zu Paulus wurde“.)
Eine solche Identifizierung Hiobs ist biblisch wahrscheinlich, aber nicht zwingend logisch. Die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Spekulation ändert nichts an der bereits erfolgten Teillösung der Theodizee-Frage. Sie ergänzt das Gesagte aber um eine weitere beachtenswerte Dimension.
Denn falls der präexistente Hiob später auch als Adam und letztlich als Paulus inkarniert sein sollte, würde er in seiner Fleischwerdung als biblisch beschriebener Hiob von Satan als die zweite Wesenshälfte des Christus angegriffen worden sein.
Die Identität und Vorgeschichte Hiobs wirft somit ein klärendes Licht auf die Auseinandersetzung Jesu-Jahwes mit Satan in der Frage der Gerechtigkeit und Gottestreue Hiobs.
In Hiob griff Satan gewissermaßen Jahwe selbst an. Hier ging es nicht um einen banalen Wettstreit auf Kosten des Geschöpfes Hiob, wer von beiden, Satan oder Jahwe, recht behielt.
Wer der These des Anstatt-Opfers Jesu zur Rettung der Welt zustimmt, erkennt, dass in der Hiob-Geschichte weit mehr, als das Rechthaben Jahwes auf dem Spiel stand. Hier wurde ein frontaler Angriff auf den allernächsten Teil des Gott-Sohnes gestartet, um den Glauben und die Treue dieses Dieners Gottes zu erschüttern, was dem Angriff Satans auf den Glauben Jesu im Garten Gethsemane gleicht.
Hiobs großer Glaubenskampf, der Aufschrei, den Sinn seines selbst unverschuldeten Leides am vermeintlichen Ende eines frommen Lebensweges zu verstehen :Hiob 16,16-18:, stellt das schreckliche Todesringen Jesu im Garten Gethsemane (Blutschweiß :Lk. 22,44:) nicht nur dar, sondern komplettiert Letzteres sogar. (Elberfelder Übersetzung)
Hiob 16,16 (EÜ)
Mein Gesicht glüht vom Weinen, und auf meinen Wimpern liegt Finsternis,
Hiob 16,17 (EÜ)
obwohl keine Gewalttat an meinen Händen ⟨klebt⟩ und mein Gebet lauter ist.
Hiob 16,18 (EÜ)
Erde, decke mein Blut nicht zu, und für meinen Klageschrei sei kein Ruheplatz da!
Lk. 22,44 (EÜ)
Und als er in Angst war, betete er heftiger. Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen.
Dementsprechend schreibt Paulus in 2.Tim. 4,6+7 von einem gut geführten Todeskampf (Paulus rang diesen „Wettkampf der Leiden“ bis zum Blut hin :Hebr. 12,4; Hebr. 10,32; Phil. 1,29:) im praktisch vollzogenen Glaubensleben, der seiner Abberufung als ein Opfer Gottes vorausgeht. (Elberfelder Übersetzung)
2.Tim. 4,6 (EÜ)
Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor.
2.Tim. 4,7 (EÜ)
Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt;
Der „Beistand“ der im Garten schlafenden Jünger Jesu :Lk. 22,45: ist der trostlose „Beistand“ der Freunde des trotz ihrer Anwesenheit weiterhin einsam und wegen ihrer Reden sogar vermehrt leidenden Hiobs :Hiob 2,11; Hiob 16,2:.
Jeder „Trost“ derer, die selbst nicht im Todeskampf stehen, klingt in den Ohren dessen, der ihn führt billig und im schlimmsten Fall wie reiner Hohn.
Die bereits aufgezeigten Parallelen zwischen Hiob und Paulus werden im Folgenden ergänzt.
Die vielen (auch die bereits angeführten) Entsprechungen der paulinischen Briefe zum Buch Hiob sollten beachtet werden.
Der Mann ist durch die Frau, der Mensch wird von der Frau geboren, schrieben sowohl Paulus als auch Hiob :1.Kor. 11,12; Hiob 14,1:. (Das sind keine Banalitäten. Hier werden tiefe Geheimnisse angesprochen.)
Hiob lamentierte, warum er nicht von Mutterbauch an gestorben sei :Hiob 3,10: und Paulus antwortete ihm (und darin vielleicht auch sich selbst), dass er aus der Leibeshöhle seiner Mutter heraus für Gott abgesondert, also zu einem besonderen Dienst der Gnade berufen wurde :Gal. 1,15:.
Paulus weist in 1.Tim. 6,7 darauf hin, dass wir (bei unserer Geburt) nichts in die Welt hineinbrachten und (wenn wir sterben) auch nichts aus ihr herausbringen können. Darin spielt er auf Hiob 1,21 an, denn allein Gott ist der Gebende und derjenige, der nimmt.
Sowohl der vollendete gottesfürchtige Hiob, als auch der sich genau nach dem mosaischen Gesetz richtende und völlig in der Gnade Gottes wirkende Saulus-Paulus kehrten sich vom Bösen ab :1.Thes. 5,22; Apg. 26,5; Hiob 1,1+8; Hiob. 2,3:.
Niemand weniger als Gott selbst war der himmlische Zeuge (DÜ: „Feldspäher“) dafür, dass Paulus gerecht handelte und Hiobs lauter (rein) war :1.Thes. 2,5; Hiob. 16,19:.
Obwohl sich Paulus keiner Schuld bewusst war, er sich selbst als gerecht empfand, ließ er Gott über sich urteilen. Auch Hiobs Herz beurteilte keines seiner Tage als schlecht, d. h. es sah sich als gerecht tätig an :1.Kor. 4,4; Hiob 27,6:.
In Hebr. 12,12 ermahnt Paulus die Gläubigen mit Elifas‘ Worten aus Hiob 4,3+4 dazu, Hände und Knie in der Nachfolge Jesu einzusetzen (gute Werke).
Der in seinem Leibesglied Hiob-Paulus lebende Jesus :Gal. 2,20: wurde u. a. in ihm krank und von Gott zermalmt.
Christus legte nicht nur am „Kreuz“ Golgathas, sondern auch in Hiob das Schuldopfer, was zur Samenmehrung und Längerung seiner eigenen Tage laut Jes. 53,10 führte. (Siehe hierzu auch Mt. 25,40+45.)
Paulus flehte darum, von seinem Leib des Todes errettet zu werden :Röm. 7,24;, was der Drängnis Hiobs entspricht, dessen Fleisch und Gebein von der Gerichtshand Gottes angerührt wurde, sodass darauf Maden wuchsen, und Hiob wortwörtlich bei lebendigem Leib „starb“ :Hiob 2,5; Hiob 19,20-22+26; Hiob 7,5:.
(Siehe hierzu den in 1.Mose 2,17 wörtlich mit „zu sterben wirst du sterben“ zu übersetzenden durch die Schlange veranlassten Drängnisweg des gefallenen Adams.)
Ein Engel Satans misshandelte Paulus durch einen in das Fleisch des Apostels gesetzten Splitter („Kreuzes“ / Pfahles-Darstellung!) :2.Kor. 12,7:, um ihn durch diesen Dorn (ob nun gewollt oder ungewollt) nach der Fügung Gottes davor zu bewahren, sich zu überheben.
(Letzteres gelang, wie Paulus‘ umständlich anmutende demütige Schreibweise in 2. Kor. 12,1-6 beweist, sehr gut.)
Ebenso wie Hiob vertraute Paulus darauf, dass er nicht bloßgestellt wird, sondern Christus in ihm, sei es durch Leben oder Tod, geehrt und erhöht wird :Phil. 1,20:.
Jede Drängnis, jeder „Pfahl“, den wir in der Nachfolge Jesu tragen :Lk. 9,23:, wird in Gnade, also auch in Freude verwandelt :2.Kor. 12,10:.
Hiobs Drängnis (z. B. der Verlust seiner Kinder und der erworbenen Güter) wurde ausgeglichen :Hiob 42.11-17:.
Gott erstatte sie ihm in Herrlichkeit, was ebenfalls eine Christusdarstellung ist, denn laut Ps. 2,8 und Ps. 22,28 sind dem im Leiden gedemütigten, alles verlierenden, aber dem Willen seines himmlischen Vaters dennoch treu bleibendem Sohn Gottes die „Ränder der Erde“ verheißen.
Die erfahrene Not mehrt den Christus-Samen. Aus dem Tiefenweg Gottes wird ein Volk für seinen Namen geboren :Ps. 22,32; Joh. 1,12; Ps. 22,25:, nicht weniger als eine Generation von Gotteskindern :Ps. 22,31:, der es bestimmt ist, „zu leben, um zu leben“ :Joh. 4,14:.
Diese göttliche Lichtmehrung beschreibt Paulus in 2.Kor. 4,17 und Röm. 8,18 mit den folgenden Worten: (Elberfelder Übersetzung)
2.Kor. 4,17 (EÜ)
Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit,
Röm. 8,18 (EÜ)
Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis