Start > Themen > 5. Die Auferstehungen und das Gericht Gottes > 5e Das falsche Höllenevangelium (Teil 3)
Ein schriftlicher Austausch über pseudogeistliche Droh- und Angstvideos im Internet
Lieber Freddy,
gerne melde ich mich mal wieder bei dir.
Wie geht es dir zurzeit?
Herzlichen Dank übrigens für deinen ausführlichen Artikel zum Thema "Gnade, Rettung, Nachfolge". Allerdings muss ich dir ehrlich gestehen, dass ich was dieses Thema angeht ziemlich verwirrt und gefrustet bin. Denn es scheint, dass jeder zu diesem Thema etwas anderes lehrt und versucht dieses biblisch zu begründen.
Du schreibst im Rahmen deiner Zusammenfassung, dass uns Gott souverän rettet und uns allein der Glaube an das Erlösungswerk von Jesus Christus von Tod und Gottesferne erlöst. Unsere guten Werke können diesem Erlösungswerk nichts hinzufügen.
Nun lese ich zurzeit den Jakobusbrief.
Dort bin ich auf einige Stellen gestoßen, die ich allerdings mit dieser Sicht kaum in Einklang bringen kann.
Gerade im 2. Kapitel in den Versen 14-26 geht es viel um einen toten Glauben ohne entsprechende Werke. Wenn man Vers 24 liest "So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein" könnte man – ich drücke mich bewusst so vorsichtig aus – doch daraus schließen, dass für unser Heil doch der Glaube zusammen mit den Werken für unsere Rechtfertigung Gott gegenüber also unser Heil erforderlich ist oder?
An mehreren Stellen wird in diesem Abschnitt betont, dass ein Glaube ohne Werke tot ist und ein toter Glaube kann doch nicht wirksam sein, oder?
Schließlich glauben auch der Teufel und seine Dämonen, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist und die Schuld der Menschen am Kreuz getragen hat.
Du hast mir auch mal geschrieben, dass du persönlich glaubst, dass Christen in den Hades gelangen können, wenn sie schlechte Nachfolger von Jesus Christus sind. Sind diese Christen also doch nicht gerettet oder im Hades dennoch in Gottes Gegenwart?
Kannst du mir da evtl. weiterhelfen, Freddy, um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen? Ich bringe das allein nicht zusammen und wünsche mir sehnlich mehr Klarheit in dieser Frage.
Im Voraus herzlichen Dank für deine Rückmeldung und viele Grüße an deine Frau, Brigitte.
Viele Grüße
Alex
Hallo Alex!
Schön, wieder von Dir zu hören!
Dass Du meinen Artikel zum Thema "Gnade, Rettung, Nachfolge" gelesen hast, finde ich ganz toll! Der war mir nämlich ein wichtiges Anliegen und allein an seinem erheblichen Umfang kannst Du ermessen, dass ich dafür viel Herzblut und Zeit investiert habe.
Das Thema ist mir nämlich sehr groß geworden. Es begleitet mich inzwischen Jahrzehnte. Im früheren Hauskreis führte ich u.a. sehr hitzige und nervige Gespräche darüber.
Ein Bruder betonte die Werke, die wir zu erbringen haben und er zitierte solche Bibelstellen, die auch Du angeführt hast. Und ich stand ganz auf dem Boden der allein genügenden Gnade. Auch ich hatte Bibelstellen parat…
Wir kamen nicht auf einen gemeinsamen grünen Zweig. Und auch für mich war dieses Thema sehr verwirrend. Und auch ich war deshalb ziemlich gefrustet…
Etwa vor drei Jahren, leider viel zu spät, habe ich eine Predigt des US-amerikanischen Pastors Steven Anderson gehört, durch die mir diesbezüglich endlich ein Licht aufgegangen ist.
Anderson legte klar, dass der Jakobusbrief an gerettete Christen gerichtet ist.
Er enthält keinen Leitfaden, wie man die Gerechtigkeit vor Gott erlangt, sondern wie man die durch die Gnade Gottes erhaltene Gerechtigkeit praktisch so anwendet, dass sie von den Menschen in unserer Umgebung wahrgenommen werden kann.
Bei der Gerechtigkeit, von der Jakobus schreibt, geht es also um unsere Gerechtigkeit in ihren Augen…
In den Augen Ungläubiger vor allem, denn solchen fehlt der Heilige Geist, sodass sie die Gerechtigkeit allein durch Gnade, nicht verstehen können. Sie begreifen nicht, wie wir gerettet und Kinder Gottes sein können, wenn dieser Umstand in unserem Verhalten nicht zum Tragen kommt.
Was ich aber in dem Artikel "Gnade, Rettung, Nachfolge" gut herausgearbeitet habe, ist, dass man Rettung / Kindwerdung von christlicher Nachfolge streng unterscheiden muss. Letzteres baut zwar auf die Rettung auf, trägt aber zu ihr überhaupt nichts bei.
Weltmenschen begreifen aber das Gnadendenken auf der Basis reinen Glaubens nicht. Sie verstehen nicht, dass wir in den Augen Gottes ohne Werke gerechtfertigt sind.
Deshalb fordert Jakobus richtigerweise, dass wir diese Rechtfertigung, die wir bei Gott zweifellos und unverlierbar besitzen, auch durch unsere Taten unter Beweis stellen, sodass die anderen Menschen bemerken, welche Rechtfertigung wir vor Gott haben.
Wenn sie es nicht sehen, ist unser Glaube unwirksam, fruchtlos. Letzteres ist mit "tot" gemeint. "Tot" bedeutet nämlich nicht, dass der Glaube nicht existiert und vor Gott nicht gilt. Er hat lediglich keine Herrlichkeitserwartung :1.Kor. 3,15:.
Für das Heil vor Gott zählt allein der Glaube und nicht der Glaube plus unsere Werke. Dies macht der Apostel Paulus im Römerbrief deutlich. In Röm. 3,22-24+27-28 heißt es: (EÜ)
Röm. 3,22
Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied,
Röm. 3,23
denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes
Röm. 3,24
und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Röm. 3,27
Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.
Röm. 3,28
Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.
Paulus scheint Jakobus zu widersprechen.
Was nun?
Nicht aus Glaube allein oder ganz ohne Werke? Was stimmt denn nun bitteschön?
Wie Du aber richtig schreibst, kann es im Wort Gottes keinen inneren Widerspruch geben. Scheinbare Widersprüche ergeben sich immer aus unserem Mangel an Verstehen.
Die uns geschenkte Rechtfertigung vor Gott ist umsonst und bedarf nur einer einzigen Bedingung:
Unseren Glauben daran, was für uns persönlich auf Golgatha durch Gott gewirkt wurde. Die Rechtfertigung vor den Menschen gehört hingegen zur Nachfolge (Jüngerschaft) und ist nicht umsonst, sondern sie kostet unsere Mühe und Anstrengung.
Beides ist also richtig und biblisch. Es darf weder miteinander vermischt werden, noch dürfen wir dulden, dass diese beiden Positionen gegeneinander ausgespielt werden.
Ebenso wie Paulus im Römerbrief richtet sich auch das Johannesevangelium an Ungläubige, denen gezeigt werden soll, wie sie Kinder Gottes werden können, d. h. wie sie das "ewige" Leben ererben, d. h. wie sie gerettet werden.
Es ist in meinen Augen ein furchtbar falsches und gefährliches "jüdisch-gesetzliches" Evangelium, wenn hier Werke beigefügt werden. Es verliert dann sofort seinen Evangeliums-Charakter und ist keine Wohlkunde, keine Freudenbotschaft mehr, sondern eine Irrlehre, die nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.
Deshalb bin ich sehr gegen eine solche Lehre.
Freilich bin ich aber weder gegen Jakobus noch gegen Paulus. Letzterer betont an anderen Stellen sehr wohl die Werke und schreibt, dass wir in einem Lauf stehen, um den Siegeskranz zu gewinnen.
Dieser Siegeskranz ist aber weder unsere Rettung, noch unsere Gotteskindschaft, noch das ewige Leben. Er ist schlicht und einfach ein Lohn für unsere gute Nachfolge.
Wer Jakobus in Richtung des Heils deutet, irrt gewaltig und muss noch von der Gnade Gottes überführt werden.
Nein, lieber Alex, ich denke nicht, dass der Teufel und seine Dämonen glauben, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist und die Schuld der Menschen am Kreuz getragen hat.
Sie glauben es jedenfalls nicht für sich selbst. Sie nehmen dieses Geschenk nicht für sich an. Deshalb ist das, was sie "glauben" höchstens ein Wissen, aber kein wirklicher Glaube.
Meiner Meinung "glauben" sie lediglich, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, der sie einst richten wird. Und sie zittern vor ihm als ihren Gott.
Das ist aber kein rettender Glaube, der die Verleihung der Gerechtigkeit Gottes zur Folge hat!
Sie sind nicht wiedergeboren, weil sie das Gnadengeschenk Gottes ablehnen.
Ihr "Wissen" ist ein reiner Faktenglaube, kein persönlich angenommener und im Herzen mit Dank verinnerlichter Glaube.
Und deshalb sind sie auch keine Nachfolger Jesu. Aber Jüngerschaft, das muss ich immer wieder betonen, steht sowieso auf einem anderen Blatt Papier… Ich hoffe, Du verstehst mich…
Wenn Christen in den Hades kommen, weil sie in ihrem Leben noch etwas zu lernen haben, liegt das daran, weil sie Schlafchristen sind.
Wenn sie jedoch die Rechtfertigung allein aus Glauben haben, die bei Gott zählt, kann ihr Mangel an Werken nicht dazu führen, dass sie die Kindschaft Gottes verlieren.
Sie müssen lediglich noch Lernprozesse durchlaufen. Das gehört aber dem Bereich der Jüngerschaft an und nicht der Sphäre der Rettung aus Gnade.
Letztere geht auch nicht verloren, wenn man als ein Christ in den Scheol kommt.
Bei der allgemeinen Auferstehung werden diese Christen nämlich nicht in das Gericht Gottes gelangen, denn das Blut Jesu deckt ihre Sünden zu.
Lieber Alex, nimm Dir doch bitte die Zeit und lese meinen Artikel "Gnade, Rettung, Nachfolge" mit all seinen Teilen etappenweise ganz durch.
Er ist nämlich geistlich bereichernd und Du wirst die Zusammenhänge gewiss besser verstehen.
Ich hoffe, ich durfte Dir mit dieser Antwort dienen. Melde Dich bitte bei mir, wenn Du noch andere Fragen an mich hast.
Sei getragen in Deiner Dir geschenkten Rettung Gottes!
Deine Grüße richte ich gerne aus und wünsche Dir den Segen unseres Herrn!
Einen lieben Gruß von Brigitte. Sie freut sich immer über Deine Beiträge.
Freddy
>>> 5. Die Auferstehungen und das Gericht Gottes (Einleitung)
>>> 5a Die 1. Ordnung
>>> 5b Die 2. Ordnung
>>> 5c Die 3. Ordnung
>>> 5d Das Fazit aus den Auferstehungsordnungen
>>> 5e Das falsche Höllenevangelium