28.12.2019 | "Nicht ich, sondern Christus in mir" (Johannes Lohmann) | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Es gibt Menschen, die haben eine krankhaft große Leber, und andere, die haben einen krankhaft großen Kopf, aber alle haben ein krankhaft großes Ich.
Das Ich ist zu groß geraten. Das ist die Krankheit, an der wir alle leiden, die Ich-Krankheit. Die Bibel in ihrer schlichten und doch so tiefgründigen Weise zeigt uns mit einigen charakteristischen Zügen die Entstehung dieser Krankheit.
Es war im Paradies. Soll ich das Paradies schildern mit seiner wunderbaren Harmonie? Blumen, Sonnenschein, Freude, Friede, Harmlosigkeit, Reinheit! Selige Gottesgemeinschaft! Woher diese Harmonie? Adam und Eva konnten sagen: "In Ihm leben, weben und sind wir." Sie konnten zu Gott sagen:
Ich kenn auch gar kein Leben,
von Dir, o Herr, getrennt;
Du bist mein einzig Leben
und Lebenselement.
Bis blitzartig in ihre Gedankenwelt schoss: Gott ist uns mit Seinem Gebot im Wege! Er versperrt uns den Weg zum Thron, er hindert uns, wie Gott zu sein! Das war Satans Lüge; im Gegenteil können wir schließen, dass es in Gottes Plan lag, den Menschen zum Thron zu führen, dass er einmal wie Gott sei. Aber Gott versperrte ihnen in der Tat den Weg dazu, selbst Gott zu sein. Als der Mensch das Gebot Gottes brach, proklamierte er seine Selbständigkeit Gott gegenüber; er löste sein "Sein in Gott" auf und richtete sein Ich auf neben Gott. Damit verfiel er dem Tod, denn nur in Gott ist Leben - außer Gott ist der Tod.
Die Ich-Krankheit begann nun, die Menschheit zu zersetzen. Kain tat den nächsten Schritt und tötete seinen Bruder, der seinem Ich im Weg war. Die Ich-Krankheit trennt nicht nur Gott und Menschen, sie trennt auch die Menschen voneinander. Wir brauchen ja nur die Geschichte der Menschheit oder die politische und soziale Gestalt unserer Tage, aber auch unsere Gemeinden und Gemeinschaften anzusehen! Das Ich tötet die Liebe und damit die Freiheit, das Glück, das Leben.
Einmal, nach Jahrtausenden, ging Einer über diese Erde, in dem nicht das Ich regierte: Jesus von Nazareth, Der, der nicht gekommen war, dass Er sich dienen lasse, sondern dass Er diene und gebe Sein Leben zu einer Erlösung für viele. Aber die Menschen lagen im Staub vor ihren vergötterten Helden, die am größten ihr Ich aufrichteten, mochten es nun Cäsaren sein oder Helden der Frömmigkeit, Beter an den Straßenecken.
Das Lamm, das sich erwürgen ließ, hatte für die Menschheit keine Gestalt noch Schöne, sondern war ihr der Allerverachteste und Unwerteste. Diese Niedrigkeit war in ihren Augen krankhaft. Sie sah Ihn im Stall liegen, am Kreuz hängen und zermalmt zu Staub. Sie erkannte in dieser völligen Abhängigkeit vom Vater, in diesem Nichts nicht das Göttlich-Große, die Gottessohnschaft. - Und du? Und ich? Wessen Siegel ist uns aufgedrückt? Wem sind wir ähnlich, dem ersten oder dem letzten Adam?
3a Das Ich-Leben als Tod des wahren Lebens (1)
3b Babel (2)
3c "Ich bin der Herr, mein Gott!" (3)
3d Das Ich als Selbstsucht und Selbstliebe (4)
3e Das Ich als Verzagtheit und Unglaube (5)
3f Das Ich auf dem Thron der Selbstgerechtigkeit (6)
3j Was bedeutet "Nicht ich"? (10)
3k Die Befreiung des Sklaven (11)