28.12.2019 | "Nicht ich, sondern Christus in mir" (Johannes Lohmann) | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
"Die Erde war wüst und leer. Und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte (brütete) über den Wassern" (1. Mose 1, 2). Aus der Verbindung des lebendig machenden Geistes (durch "das Wort" vom Vater) mit der "toten Tiefe" entstand eine ganze Welt voll Licht und Leben.
"Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist..." Aus der Verbindung des durch Sünde toten, finsteren Menschen mit dem lebendig machenden Geist (durch "das Wort" vom Vater) entsteht eine "neue Schöpfung" (2. Korinther 5, 17ff.; 4, 6).
Das "Nichtssein" des Menschen kann sich verbinden mit dem "Etwas-sein-Wollen" des Menschen, dann gibt es "Riesen, Helden" wie in 1. Mose 6, wo die "Söhne Gottes", die Linie Abels (= Nichtigkeit), fortgeführt von Seth (= Stellvertreter), sich verbanden mit den "Töchtern der Menschen", der Linie Kains (= Erwerb), der wie seine Nachkommen (Lamech) das Ich sich auswirken ließ, Riesen, Helden, aber "Fleisch" (V 3), dem Gericht und Tod verfallen, unbrauchbar, unfruchtbar für Gottes Geschichte mit der Menschheit.
Das "Nichtssein" des Menschen kann sich aber auch mit dem Alles Gottes verbinden, dann gibt es eine Geburt von oben, dann geht Gott in den Menschen ein, und dieser wird Träger der Verheißung, der Erlösung für die Menschheit, für die Schöpfung, für eine ewige Geschichte (Römer 8, 18ff. u. a.).
Gott verbindet sich nie mit dem "Etwas-sein-Wollen" des Menschen, sondern nur mit dem "Nichtssein" des Menschen, "auf dass Gott sei alles in allen", "indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, (...) sondern die durch den Glauben an Christus ist - die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben" (Philipper 3, 9). Er ist nie Ergänzung unserer eigenen Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung oder Erlösung, sondern unter deren Ausschluss ist Er uns ganz und ausschließlich "gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung".
Mit Christus gekreuzigt rechnen wir nur mit dem, was Er ist als der Gekreuzigte und Auferstandene, als der Schlangenzertreter, sitzend zur Rechten Gottes. Christus selbst, weder ich noch die ganze Schöpfung ist mein Leben. Davon zeugt nicht nur Paulus, sondern auch Johannes immer wieder. Das Ich hängt am Kreuz.
Und du? Und ich?
Das gilt es in völligem Glauben zu ergreifen, darauf entschlossen den Fuß des Glaubens zu setzen, das durch die Kraft und Treue Jesu Christi durchzuführen in allen Lebensbeziehungen nach innen und außen.
Wenn der in sich durch Sünde tote, das heißt von Gott geschiedene Mensch durch Neugeburt von oben mit dem lebendigen Gottesgeist erfüllt wird, kann und muss sein Geist entbunden werden vom Seelischen und das erneuerte, lebendig gemachte Seelenleben entbunden werden von den Einflüssen des Leibes und der Leib, jetzt ein Tempel des Heiligen Geistes, gereinigt werden (besonders das Nervensystem, die Sinne usw.) von aller Befleckung durch alte Gewohnheiten, durch die Welt, durch die Dämonen, deren Organ er vielfach war, sodass der Geist ganz und von da aus Seele und Leib, der ganze erlöste Mensch durch und durch geheiligt werde, das heißt ganz und gar unter die Herrschaft Christi komme. Das geschieht durch die Haltung des "Nicht ich ...", durch das Eingehen in die durch alle Zeiten gegenwärtige Erlösungstat, durch das mit Christus Gekreuzigt- und Auferstandensein. Das Gericht am Fleisch muss vollzogen werden, damit der Geist gerettet werde (1. Korinther 5, 5).
Wie du es gewagt hast, trotz des Verdammungsurteils Gottes in deinem Gewissen, trotz der Riesenlast deiner Schuld, trotz deiner Verlorenheit, dich hineinzustellen in die Erlösungstat von Golgatha: "Jesus Christus starb für mich, ich bin rein durch das Blut meines Herrn, ich bin versöhnt mit Gott, erlöst, ewig gerettet!", so wage es auch trotz deines sündendurchseuchten Wesens, trotz der "toten, unfruchtbaren, finsteren Tiefe" in dir, trotz deiner traurigen Erfahrungen, trotz der oft erfahrenen Allgewalt deines Ich, dich ganz hineinzustellen in dieselbe Erlösungstat, in die Kraft des Todes und der Auferstehung Jesu: Ich bin mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben; Er hat für mich den Sieg gewonnen, Sein Sieg ist mein Sieg, Seine Kraft ist die Kraft in mir, dem Ohnmächtigen, Sein Leben ist mein Leben; wie ich bisher gelebt habe durch mein Ich, so lebe ich jetzt durch Christus; ich rechne hinfort mit nichts Sichtbarem, Fühlbarem, sondern mit dem, was Er für mich vollbracht hat und was Er ist, was Er für mich und in mir und durch mich ist.
Jesus Christus ist da! Wir sind versetzt in eine neue Schöpfung Gottes, des Gottes, der die Toten lebendig macht und ruft dem, das nicht ist, dass es sei, in ein Reich, in dem ganz andere Grundsätze herrschen als in der natürlichen Welt unter dem Gesetz Gottes, das Leben fordert; wir sind versetzt in das Reich, in dem das "Gesetz" (die ordnende Macht) des Geistes, der da lebendig macht, herrscht; wir sind versetzt aus der Welt des Fluches in die Welt des Segens.
Unser Heil ist ganz unabhängig von unseren eigenen Zuständen. Es beruht einzig auf dem, was unser Herr Jesus Christus ist und vollbracht hat, und auf Gottes Berufung, die in der Erlösungstat Gottes an alle Menschen geht. Nur Gottlose, nur Sünder, die nicht imstande sind, die Herrlichkeit Gottes zu erreichen (Römer 3, 23), werden gerechtfertigt auf Grund der Erlösung, die in Christus Jesus - nicht in uns - geschehen ist, aus Gnade, unabhängig von Verdienst oder Würdigkeit, von Besserung, von Tugend und Frömmigkeit - allein durch den Glauben, der das Geschenk annimmt und dazu ja sagt. Da ist für das Ich gar kein Platz (Römer 3, 21 ff.; 4, 5).
In seinem gottlosen Zustand wird der Mensch von Gott gerecht erklärt, weil er eingeschlossen ist in die Erlösung, die in Christus Jesus geschehen ist, weil er es mit Gott wagt, weil er mit dem rechnet, was Gott in Christus Jesus ist, ohne Rücksicht auf das, was er selbst ist. Damit ist er in der Stellung, in der Gott ihn haben will, in dem Zustand, in dem er Gott recht ist; damit ist er herausgehoben aus dem Zufälligen, Veränderlichen dieses irdischen Seins und Werdens in das Unveränderliche Gottes. Das Grundübel des Sündenfalls, die Erhebung des Ich, ist damit aufgehoben, Christus angebetet (Hebräer 1, 6) - die anderen Folgeerscheinungen des Falles verlieren damit Wurzel und Nährboden und sterben ab, wenn wir auf diesem Glaubensboden weitergehen.
Wollen wir das Blut Jesu Christi für unrein achten, als ob es uns nicht wirklich rein hinstellte vor Gottes Angesicht, als ob es in irgendeiner Hinsicht nicht ausreichte und als ob wir etwa durch kommende Äonen noch einer weiteren Reinigung, gar durch uns selbst, bedürften? (Hebräer 10, 11-29). Nur Ihn anschauend, nur in das, was Er ist, uns versenkend - nie dadurch, dass wir uns in uns selbst versenken - werden wir verwandelt in Sein Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch Ihn selbst (2. Korinther 3, 18).
Das Ich wird überwunden durch den Glauben an die Wahrheit Gottes, an die Gerechtigkeit Gottes, an die Treue Gottes, an die Fülle Gottes, an die Kraft Gottes, an das Leben Gottes, die in Christus Jesus uns gegeben sind, durch den Glauben an die geschenkweise Rechtfertigung, an die Erlösung, die nicht in uns, sondern außer uns in Christus Jesus ist, an eine Auferstehung aus allem Tod, zu der nicht wir uns erheben, sondern die in Christus gewirkt wird. Wo alles umsonst und durch einen Anderen ist, da ist für das Ich kein Raum (Johannes 6).
3a Das Ich-Leben als Tod des wahren Lebens (1)
3b Babel (2)
3c "Ich bin der Herr, mein Gott!" (3)
3d Das Ich als Selbstsucht und Selbstliebe (4)
3e Das Ich als Verzagtheit und Unglaube (5)
3f Das Ich auf dem Thron der Selbstgerechtigkeit (6)
3j Was bedeutet "Nicht ich"? (10)
3k Die Befreiung des Sklaven (11)